EU-weite Chip-Pflicht für Hunde und Katzen: Neue Verordnung soll illegalen Handel eindämmen

Die Europäische Union hat einen umfassenden Rechtsrahmen für den Schutz von Hunden und Katzen beschlossen. Europäisches Parlament, Rat und Kommission einigten sich auf eine neue Verordnung, die erstmals EU-weit einheitliche Vorgaben für Zucht, Verkauf und Kennzeichnung vorsieht. Ziel ist es, die Rückverfolgbarkeit der Tiere sicherzustellen und den illegalen Handel, insbesondere mit Welpen, strukturell zu erschweren. Nun folgt die formale Bestätigung durch Parlament und Mitgliedstaaten.

Die Entscheidung gilt als Meilenstein, da bislang vor allem nationale Regelungen den Markt bestimmten. Diese waren uneinheitlich, lückenhaft und zum Teil leicht zu umgehen. Der nun erzielte Kompromiss soll grundlegende Schwachstellen beheben und ein verbindliches Mindestniveau für Tierschutz und Kontrolle schaffen.

Zentrales Element: verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung

Im Mittelpunkt der Reform steht die EU-weite Chip-Pflicht für Hunde und Katzen. Jedes Tier soll künftig eindeutig identifizierbar sein – inklusive Informationen zur Herkunft, zu Halterwechseln sowie zu Gesundheitsdaten. Die Kennzeichnung gilt als zentraler Baustein, um illegale Handelsketten aufzubrechen.

Die Verhandlungen zwischen Kommission, Mitgliedsstaaten und Parlament waren gerade bei dieser Frage intensiv. Mehrere Staaten äußerten Bedenken hinsichtlich Verwaltungsaufwand und Dokumentationspflichten. Vertreter des EU-Parlaments betonten hingegen, dass eine lückenlose Rückverfolgbarkeit unverzichtbar sei, um kriminelle Strukturen zu zerschlagen.

Der Europaabgeordnete Peter Liese (EVP) fasst den Ansatz präzise zusammen: Nur wenn eindeutig nachvollzogen werden kann, woher ein Tier stammt, lassen sich unseriöse Zuchten, gefälschte Dokumente und der Handel mit zu jungen oder kranken Tieren aufdecken. Er verweist zudem auf die Entlastung von Tierheimen, die häufig Tiere aus illegalen Transporten aufnehmen müssen – oft mit erheblichen gesundheitlichen Problemen.

Siehe auch  Dürfen Hunde Gurken essen? Wir beantworten die Frage

Neue Standards für Zucht, Haltung und Verkauf

Parallel zur Chip-Pflicht sollen erstmals verbindliche Mindeststandards für Zuchtbetriebe und Verkäufer gelten. Sie umfassen Anforderungen an Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Unterbringung, Ernährung, Bewegungsmöglichkeiten und soziale Kontakte. Ziel ist es, Zuchtbedingungen transparenter und kontrollierbarer zu machen.

Online-Verkäufe bleiben zulässig, sollen aber stärker reguliert werden. Anbieter müssen künftig eindeutig identifizierbar sein – ein Schritt, der anonyme Handelsprofile und spontane Verkäufe aus zufälligen Würfen erschweren soll.

Verbesserter Schutz für Katzen – neue Regeln gegen Qualzuchten

Die Verordnung enthält zudem Bestimmungen, die sich speziell auf Katzen beziehen. Tiere mit gesundheitlich belastenden Merkmalen, etwa durch extreme Zuchtformen, dürfen künftig weder zur Zucht noch für Wettbewerbe eingesetzt werden. Betroffen sind Merkmale, die bekanntermaßen Schmerzen, Atemprobleme, Augenentzündungen oder Einschränkungen im Bewegungsapparat verursachen.

Der Ansatz folgt veterinärmedizinischen Erkenntnissen und soll gewährleisten, dass extreme Schönheitsideale nicht über das Tierwohl gestellt werden.

Lange Übergangsfristen vorgesehen

Die neuen Regeln treten nicht sofort in Kraft. Die Mitgliedstaaten erhalten bis zu zwei Jahre Zeit, die EU-Vorgaben in nationales Recht umzusetzen. Zusätzlich plant die EU gestaffelte Übergangsfristen: zehn Jahre für Hunde und fünfzehn Jahre für Katzen. Der Hintergrund ist, ausreichend Zeit für die technische, organisatorische und bürokratische Umsetzung zu ermöglichen.

Kritiker verweisen jedoch darauf, dass lange Fristen die unmittelbare Wirksamkeit der Maßnahmen verzögern könnten. Gerade im Hinblick auf die hohe Dynamik des illegalen Handels sei eine schnellere Umsetzung wünschenswert.

Verbot des Kupierens und weitere tierschutzrelevante Punkte

Ein weiterer Bestandteil der Verordnung ist das Verbot des Kupierens von Ohren und Schwänzen, das in mehreren EU-Staaten bereits gilt. Die Vereinheitlichung dieser Regel soll sicherstellen, dass tierschutzwidrige Eingriffe künftig EU-weit unterbunden werden.

Siehe auch  Wie lange schlafen Katzen

Tierschützer sehen Fortschritte, aber fordern weitergehende Maßnahmen

Tierschutzorganisationen bewerten die Reform ambivalent. PETA spricht zwar von einem wichtigen Schritt in Richtung mehr Transparenz, sieht jedoch zentrale Problembereiche weiterhin unzureichend berücksichtigt. Besonders der hochkriminelle Handel mit Welpen aus Osteuropa werde durch die Verordnung zwar erschwert, aber nicht vollständig unterbunden.

Nach Angaben von PETA bleibt Deutschland einer der attraktivsten Absatzmärkte für illegal gehandelte Jungtiere. Viele Welpen werden unter schlechten Bedingungen gezüchtet, zu früh von den Muttertieren getrennt und oft mit gefälschten Dokumenten verkauft. Die Organisation fordert daher ein EU-weites Verbot des Onlinehandels mit Tieren, ausgenommen Tierheime und registrierte Tierschutzvereine. Der digitale Handel gilt als wichtiger Vertriebskanal für illegale Anbieter, da Anonymität und mangelnde Kontrollmechanismen den Verkauf vereinfachen.

Einordnung: Wie stark wird die Verordnung den illegalen Handel tatsächlich beeinflussen?

Fachleute sehen in der neuen Verordnung einen bedeutenden Fortschritt, weisen jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit stark von der Umsetzung abhängt. Eine Chip-Pflicht schafft Transparenz, ersetzt aber nicht die Notwendigkeit aktiver Kontrollen. Ohne ausreichendes Personal in Vollzugsbehörden, ohne konsequente Strafverfolgung und ohne EU-weite Vernetzung bleiben Lücken bestehen.

Experten betonen zudem, dass der Schwarzmarkt anpassungsfähig ist. Wenn Kontrolldruck und Sanktionen nicht parallel steigen, könnten illegale Händler auf alternative Kanäle oder neue Täuschungsstrategien ausweichen.

Perspektive: Strukturreform mit Potenzial, aber ohne Garantie

Die EU-Verordnung stellt einen wichtigen Baustein für mehr Tierschutz und Verbrauchersicherheit dar. Sie schafft klare Regeln für Zucht, Haltung, Verkauf und Kennzeichnung von Hunden und Katzen. Doch ob die Maßnahmen langfristig ausreichen, hängt von ihrer praktischen Umsetzung und von ergänzenden politischen Entscheidungen ab.

Siehe auch  Aviäre Influenza 2025: So schützen Tierhalter Hunde und Katzen effektiv vor einer Ansteckung

Sicher ist: Die Chip-Pflicht verbessert die Rückverfolgbarkeit und schafft eine Grundlage, auf der zukünftige, strengere Maßnahmen aufbauen können. Sie ist ein Schritt in die richtige Richtung – aber nicht das Ende der Debatte über den Schutz von Hunden und Katzen in Europa.

Wenn du möchtest, kann ich dir zusätzlich eine kompakte Version für Social Media, eine Infobox oder ein sachliches FAQ erstellen.

Holana.de ❤️ Tierbedarf OnlineShop - Kleintierbedarf Onlineshop - Tierwelt - Ratgeber - Magazin
Logo
Shopping cart